Grußworte

Bernd NeuendorfDFB-Präsident

Die UEFA EURO 2024 wird ein europäisches Fest des Fußballs. Wir werden begeisternde Spiele sehen und eine tolle Stimmung auf den Rängen und im ganzen Land erleben. Menschen von allen Kontinenten kommen zu uns, um friedlich zu feiern und ihre Teams zu unterstützen. Die Faszination unseres Sports wird überall zu spüren sein. Dennoch wollen wir dieses Turnier auch nutzen, um an die dunklen Seiten der deutschen Geschichte zu erinnern und einen Moment innehalten.

Mit dem Projekt „Fußball und Erinnerung“ gedenken wir während der UEFA EURO 2024 an die Zeit des Nationalsozialismus und die vielen Opfer deutscher Verbrechen. Sechs Millionen Jüdinnen und Juden wurden vor allem an Orten im Osten Europas grausam ermordet. Millionen Bürgerinnen und Bürger anderer Staaten haben u.a. als Kriegsgefangene, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter oder als Gefangene der Konzentrationslager unter den Gewalttaten der Nazis gelitten.

Die DFB-Kulturstiftung zeigt seit vielen Jahren mit unterschiedlichsten Initiativen, dass der Fußball ein Ausgangspunkt für eine gelebte Erinnerungskultur sein kann. Im Zentrum ihrer Projekte und Maßnahmen steht die Erinnerung an den jüdischen Nationalspieler Julius Hirsch, der im März 1943 in Auschwitz-Birkenau ermordet wurde.

Ich freue mich sehr, dass die DFB-Kulturstiftung gemeinsam mit ihren Partnern anlässlich der UEFA EURO 2024 das Programm „Fußball und Erinnerung“ ins Leben gerufen hat, das nun auch ein europäisches Publikum anspricht. Ich danke insbesondere den vielen beteiligten Gedenk- und Erinnerungsorten für ihr Engagement. Gemeinsam können wir dazu beitragen, dass das Sportfest UEFA EURO 2024 auch auf gesellschaftlicher Ebene eine besondere Kraft entfalten kann.

Maram SternGeschäftsführender Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses

Es ist ein wesentlicher Baustein der Arbeit des World Jewish Congress, die Erinnerung an den Holocaust nachhaltig zu sichern. Die Aufgabe ist keine leichte. Fast 80 Jahre nach Kriegsende müssen wir neue Wege finden, um die anhaltende Relevanz der Erinnerung an dieses Verbrechen bewusst zu machen. Diese Wege müssen dahin führen, Anknüpfungspunkte an den Alltag der Menschen zu finden, um ihr Interesse für die Geschichte des Nationalsozialismus zu wecken.

Der Sport bietet hierfür außergewöhnliche Möglichkeiten. Die Erinnerung an den jüdischen Nationalspieler Julius Hirsch, im März 1943 in Auschwitz ermordet, wurde in Fußball-Deutschland zur großen Klammer für vielfältige Aktivitäten von vielen Vereinen und Fanprojekten. In Deutschland sehen wir eine beeindruckende Beteiligung der Proficlubs an der #WeRemember-Kampagne des WJC, die jährlich zum internationalen Holocaustgedenktag Millionen von Menschen erreicht. Über ihre Aktivitäten erreichen die Verbände und Fußballvereine nicht nur eine große und heterogene Zielgruppe, sie schaffen über das Thema Sport auch eine Verbindung zwischen den Opfern des Holocaust und dem Leben der Teilnehmenden von Bildungsaktivitäten heute.

Jüdinnen und Juden werden mit der inhaltlichen Anknüpfung nicht als bloße Opfer des Holocaust präsentiert, sondern als Sportlerinnen und Sportler, als Funktionäre in Vereinen, als Menschen mit Träumen und Leidenschaften, die auch 80 Jahre später nachvollzogen werden können. Die verfolgten und ermordeten Jüdinnen und Juden einer Stadt werden unter den Farben des lokalen Vereins erinnert. Die Motivation seiner Anhängerschaft, zur Erinnerung beizutragen, entstammt der Identifikation mit der Stadt, in der sie leben, und in der sie sich mit der lokalen Dimension der antijüdischen Verfolgung beschäftigen. Beide Anknüpfungen, über den Sport und über die eigene Stadt, funktionieren im Übrigen unabhängig davon, ob Familien seit einer oder seit zehn Generationen am jeweiligen Ort leben.

Es erfüllt mich mit großer Freude, dass mit dem Projekt „Fußball und Erinnerung“ auch das Fußballturnier der UEFA EURO 2024 als Möglichkeit genutzt wird, um über den Sport Menschen für die Geschichte des Nationalsozialismus zu interessieren. Ich bin der DFB-Kulturstiftung und den teilnehmenden Gedenkstätten sehr dankbar für ihr Engagement bei der Erarbeitung der Angebote und wünsche allen Institutionen viele Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland. Ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam auch in Zukunft an dieses Projekt anknüpfen können.

Olliver TietzGeschäftsführer der DFB-Kulturstiftung

Seit ihrer Gründung 2007 gehört die Beschäftigung mit der Geschichte des Nationalsozialismus und ihrer Bezüge zum Fußballsport, insbesondere die Erinnerung an die jüdischen Opfer des NS-Terrors, zu den Kernaufgaben der DFB-Kulturstiftung.

Hierzu führen wir wissenschaftliche Projekte, vor allem aber auch Maßnahmen der Vermittlung und Bildungsarbeit durch oder fördern sie. Damit verbunden ist der Einsatz für Integration, gegen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung sowie der völkerverbindende Gedanke, der im Rahmen der UEFA EURO 2024 insbesondere mit der Stärkung der europäischen Idee verbunden wird. Die Erfahrung zeigt, dass über das Medium Fußball Menschen auch am Rande der großen Turniere für Themen der historischen und politischen Bildung erreicht und sensibilisiert werden können. Schon bei den Europameisterschaften 2012 in Polen und der Ukraine und 2016 in Frankreich haben wir das Interesse von Fans und Fußballanhängerinnen für erinnerungspolitische Angebote erlebt.

Wir sind sehr dankbar, dass sich anlässlich der UEFA EURO 2024 in Deutschland zahlreiche Gedenkorte unserer Initiative „Fußball und Erinnerung“ angeschlossen haben, und freuen uns auf die internationalen Gäste, aber auch auf einheimische Besucherinnen und Besucher.

Foto: Mareen Meyer, Shahar Azran